Neue Technologien in der Sozialwirtschaft – Chance oder eher Risiko?

Der Einsatz von neuen Technologien in der Sozialwirtschaft bringt einerseits viele Chancen, jedoch auch Risiken. Neue Technologien können die Verwaltungsarbeit vereinfachen und somit mehr Zeit für den menschlichen Kontakt ermöglichen oder einfacheren Zugang zur Zielgruppe verschaffen, auf der anderen Seite kann diese Entwicklung aber auch zu einer Standardisierung der Hilfe, einem Ersatz für die direkte Beratung und dadurch einer schleichenden Entmenschlichung führen.

Folgende Chancen und Risiken können gennant werden:

  • Chancen
    • Einfaches und schnelles Auffinden von Informationen für Betroffene
    • Niederschwellige Angebote für den Erstkontakt mit Betroffenen
    • Ermöglichung von mehr Autonomie durch Ambient Assisted Living
    • Hilfsmittel für die Betroffenen für das Lösen eines Problems
  • Risiken
    • Datenmissbrauch
    • Verlust von Individualität bei der Beratung
    • Schematisierung komplexer Lebenswelten durch das technische Hilfsmittel
    • Hohe Abhängigkeiten von den technischen Systemen
    • Weniger menschliche Kontakte durch Ambient Assisted Living und Eingriffe in die Privatsphäre durch solche Lösungen

Trotz Risiken darf sich die Sozialwirtschaft vor dieser Entwicklung nicht verschliessen, da diese Lösungen den Betroffenen helfen können, sich einfach Hilfe zu holen oder aber direkt die Lebensqualität der Betroffenen verbessern kann.

Dabei ist die Sozialwirtschaft selbst gefordert Haltungen, Konzepte und Programme zu entwickeln, welche sensibilisieren und anregen, damit die Digitalisierung nicht zu einer Entmenschlichung und Standardisierung der sozialen Dienstleistungen führt.

Ich sehe beim Einsatz von neuen Technologien keine Gefahr für die individuelle und menschliche Beratung von Bedürftigen. Das Gegenteil ist der Fall. Durch die neuen Technologien lassen sich neue Dienstleistungen entwickeln, welche großen, positiven Einfluss auf die Betroffenen haben können. Sie müssen nur von den sozialwirtschaftlichen Organisationen richtig angewendet werden und dürfen die persönliche Beratung nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. «Richtig angewendet» bedeutet, dass man einen wirklichen Mehrwert für die Zielgruppe schafft. Ein digitales Instrument, welches den Alltag erleichtert oder bei der Problembewältigung hilft und dabei durch die nötigen Maßnahmen die Privatsphäre der KlientInnen schützt. Dabei muss immer auch die individuelle Situation der KlientInnen beachtet werden. Digitale Lösungen können dabei eine erste, niederschwellige Anlaufstelle für Betroffene sein oder ein Hilfsmittel für Betroffene darstellen, jedoch keine persönliche Beratung ersetzten. Gute technologische Lösungen entstehen dabei vor allem, wenn die Zielgruppe in die Entwicklung einbezogen wird und auch die Rückmeldungen ernstgenommen werden.

Das gemeinsame Ziel der Sozialwirtschaft, die Bewältigung von sozialen Problemen, kann durch den richtigen Einsatz von technologischen Hilfsmitteln effizienter erreicht werden und dadurch können Ressourcen für andere wichtige Tätigkeiten genutzt werden.

Quellen:

Helmut Kreidenweis,  Lehrbuch Sozialinformatik, Baden-Baden: Nomos.2012: 90 f.
Olivier Steiner, Mediatisierung und Soziale Arbeit – what’s next?, in: SozialAktuell vom 2017: 10